Eine besondere Tradition beim Schlösser Advent sind die täglichen Konzerte von heimischen Chören und Musikgruppen in der Schlosskapelle. Untermalt werden diese Vorstellungen durch die Adventsgedanken und -geschichten von Edeltraud Wacha und Wilfried Schögl. Musikalisch begleitet Gerhard Prentner auf seiner Steirischen Harmonika seit Jahren die besinnlichen Stunden.
Auch beim digitalen Schlösser Advent möchten wir nicht auf die Geschichten unserer treuen Sprecher verzichten, daher haben wir die beiden um ihre Gedanken zur aktuellen Zeit gebeten und um eine passende Adventsgeschichte.
Liebe Freunde, liebe Besucher des Schlösser Advents,
leider ist es uns heuer nicht möglich unsere Weihnachtskonzerte in der kleinen Schlosskapelle mit und für euch zu gestalten, da uns COVID 19 den üblichen Besuch nicht möglich macht und wir uns gemeinsam schützen müssen.
Ein paar Gedanken habe ich trotzdem für euch, um diese schöne Zeit vor Weihnachten stimmungsvoll zu begehen.
Die Sehnsucht auf eine harmonische und sinnreiche Vorbereitung auf das Weihnachtsfest liegt uns doch „jedes Jahr wieder“ neu, am Herzen. Ich denke gerade in diesen Tagen fällt es uns vielleicht ein bisschen leichter, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Vielleicht sind die Adventsonntage mit den angezündeten Kerzen, gute Düfte, Gedichte zum Advent, eine gute Gelegenheit im Kreise seiner Liebsten zu verbringen – ohne etwas erzwingen zu wollen.
Selbst in die Stille gehen und gerade in dieser auf die leisen Töne des Herzens hören – sich bereiten und öffnen um den Weihnachtsfrieden einkehren zu lassen.
Ich wünsche von ganzem Herzen, dass Sie in Ruhe und Gelassenheit das Fest der Geburt Christi feiern können. All jenen, die in dieser Zeit im Besonderen, ihr Leben, ihre Zeit und Liebe für das Leben anderer geben, möge die Freude des Festes neue Kraft und Zuversicht geben. Ich freue mich wenn wir uns 2021 wieder am Schlösser Advent sehen.
Bleiben Sie gesund, Ihre Edeltraud Wacha
Die Kerze , die nicht brennen wollte
Nein, das hatte es noch nicht gegeben. Eine Kerze, die nicht brennen wollte, war absolut einmalig – es herrschte große Aufregung unter den Kerzen im Wohnzimmer – zumal bald Weihnachten gefeiert werden sollte und die Kerzen mit ihrem festlichen Glanz die Dunkelheit verwandeln wollten. Eine alte erfahrene Kerze bot sich an, mit der Kleinen zu reden.
„Nein, ich möchte nicht brennen“, antwortete die Kleine störrisch. „Wer brennt, verbrennt recht bald, und dann ist es um ihn geschehen. Ich möchte bleiben wie ich bin – so schlank, so schön und so elegant.“
„Wenn du nicht brennst, bist du tot, noch bevor du gelebt hast“, antwortete die Alte gelassen. „Dann bleibst du auf ewig Wachs und Docht, und Wachs und Docht sind nichts. Nur wenn du dich entzünden lässt, wirst du, was du wirklich bist.“
Na, da danke ich schön“, entgegnete die Kleine ängstlich. Ich möchte mich nicht verlieren, ich möchte lieber bleiben, was ich jetzt bin. Gut, es ist etwas langweilig und manchmal etwas dunkel und kalt, aber es tut noch lange nicht so weh, wie die verzehrend flackernde Flamme“.
„Man kann es eigentlich nicht mit Worten erklären, man muss es erfahren“, antwortete die Alte rätselhaft, „nur wer sich hergibt, verwandelt die Welt, und indem er die Welt verwandelt, wird er auch mehr er selbst. Du darfst nicht über das Dunkel und die Kälte klagen, wenn du nicht bereit bist, dich anstecken zu lassen.“
Da ging der kleinen Kerze plötzlich ein Licht auf. „Du meinst, man ist das, was man von sich herschenkt ?“
„Ja“, antwortete die Alte. „Man bleibt dabei nicht so schlank, so schön und so elegant. Man wird gebraucht und gerät auch etwas aus der Form. Aber man ist mächtiger als jede Nacht und alle Finsternis der Welt.“
So geschah es, dass die kleine Kerze ihren Widerstand aufgab und sich entzünden ließ. Je mehr sie fackelte, um so mehr verwandelte sie sich in ein reines Licht und leuchtete und strahlte, als gelte es die ganze Welt zu wärmen und alle Nächte hell zu machen.
Wachs und Docht verzehrten sich, aber ihr Licht leuchtete bis auf den heutigen Tag in den Augen und Herzen all der Menschen, für die sie brannte.
Ulrich Peters
Liebe Besucherinnen und Besucher des virtuellen Schlösser Advents!
Corona hat wohl die ganze Welt auf den Kopf gestellt. In diesem Jahr war alles anders: homeschooling, homeoffice, lockdown, Ausgangsbeschränkungen, …
keine Kreuzfahrt, keine Fernreise, kein Ab in den Süden – dafür am See, beim Bergwandern, eine Radtour mit Freunden. Und vieles auf Distanz! Mit Mund-Nasen-Schutz, Händewaschen und desinfizieren.
Corona zeigt uns, dass wir anders leben müssen. Beschaulicher, zufriedener, auf das Wesentliche fokussiert. Sieh, das Gute liegt so nah! „Brauch ka große Welt ….“, heißt es in einem Lied von STS.
Liebe Freunde des Schlösser Advents! Bleibt gesund, schaut auf euch! Ich freu mich, wenn ich euch im Advent 2021 wieder sehen und euch neue Texte präsentieren kann, auf die Chöre und auf Gerhard Prentner mit seiner Steirischen!
A guate Zeit wünscht euch allen
Wilfried Schögl
Der Weihnachtstraum
Drei wunderschöne Zedern wuchsen im Libanon heran. Sie erlebten die Heimkehr von König Salomons Kundschaftern und später die Schlachten mit den Assyrern, die das Land mit Blut tränkten. Sie lernten die Königin Jezebel und den Propheten Elias kennen, die einander Todfeind waren. Und sie standen auch da, als das Alphabet erfunden wurde, und freuten sich über die Karawanen, die mit bunten Stoffen beladen an ihnen vorbeizogen.
Eines Tages unterhielten sie sich über die Zukunft. „Nach allem, was ich gesehen habe“, sagte der erste Baum, „möchte ich zum Thron des mächtigsten Herrschers der Erde werden.“ „Ich wäre gern ein Teil von etwas, das das Böse für immer in Gutes verwandelt“, meinte die zweite Zeder. Und der dritte fügte hinzu: „wenn ich wählen könnte wollte ich, dass die Menschen, wenn sie mich ansehen, an Gott denken.
Wieder vergingen Jahre, bis eines Tages Holzfäller kamen. Die Zedern wurden geschlagen und mit einem Schiff weggebracht. Jeder der drei Bäume hatte seinen Wunsch getan, doch die Wirklichkeit fragt nicht nach den Träumen. Aus dem ersten Baum wurde ein Unterstand für Tiere gezimmert; aus dem, was übrig blieb, eine Krippe für das Heu. Aus dem zweiten Baum wurde ein einfacher Tisch, den später ein Möbelhändler kaufte. Da sich für das Holz des dritten Baumes kein Käufer fand, wurde er zersägt und in ein Lager in einer großen Stadt gebracht.
Unglücklich klagten sie: „Unser Holz war gut; niemand hat etwas Schönes daraus gemacht.“ Die Zeit verging, und in einer sternklaren Nacht verbrachte ein Ehepaar, das keine Herberge gefunden hatte, die Nacht im Stall, der aus dem Holz der ersten Zeder gebaut worden war. Die Frau gebar unter Schmerzen ein Kind und legte es in das Heu in der hölzernen Krippe. Da begriff der erste Baum, dass sein Traum in Erfüllung gegangen war. Dort lag der König der Könige.
Jahre darauf setzten sich mehrere Männer an den Tisch, der aus dem Holz des zweiten Baumes gemacht worden war. Bevor sie zu essen begannen, sprach einer von ihnen einige Worte über das Brot und den Wein, die vor ihm standen. Und da begriff der zweite Baum, dass er nicht nur als Unterlage für ein Glas Wein und ein Stück Brot diente, sondern für den Bund zwischen Gott und den Menschen. Am nächsten Tag wurden zwei Stücke der dritten Zeder aus dem Lager geholt. Es wurde ein Kreuz aus ihnen gezimmert, das achtlos in eine Ecke geworfen wurde. Wenige Stunden darauf, brachten sie einen schwerverletzten Mann und schlugen ihn an das Holzkreuz. Die Zeder klagte über das grausame Los, das ihr das Leben vorbehalten hatte.
Doch ehe drei Tage vergangen waren, begriff die dritte Zeder ihr Schicksal: Der Mann, der an ihr Holz geschlagen worden war, war jetzt das Licht, das alle erleuchtete. Das aus ihrem Holz gezimmerte Kreuz war nun nicht mehr das Symbol der Qual, sondern ein Zeichen des Sieges geworden. Wie es immer mit Träumen geschieht, hatten sie sich auch für die drei Zedern aus dem Libanon erfüllt – nur nicht so, wie diese es sich vorgestellt hatten.
Paulo Coelho
Gerhard Prentner
verzauberte auf seiner Steirischen Harmonika alljährlich gemeinsam mit den auftretenden Chören der Region unsere zahlreichen Zuhörer in der Schlosskirche.